Willkommen am Vierländer Rosenhof
 
"Wissenswertes zum Thema Rosen"
Wo Blumen blühen,
lächelt die Welt.
Ralph Waldo Emerson

Auf der Suche nach der perfekten Rose

von Jan Diedag Janßen

Wer denkt das die Rose, Königin der Blumen, von je her diesen Stellenwert in der  Gesellschaft genoss, der irrt. Im 18. Jahrhundert noch waren beispielsweise  Aurikeln, Nelken und Tulpen beliebter als die Königin der Blumen. Laut Literatur Gerd Krüssmanns ist die Perle von Weißenstein (vom damaligen Züchter  Schwarzkopf, Hofgärtner des Landgrafen Friedrich II von Hessen) 1773 die erste deutsche benannte Rose. Obwohl die Funktion von Staubbeuteln und Narbe im 17. Jahrhundert bekannt war, wurde diese Erkenntnis lange nicht angewandt. Etwa zeitgleich mit der Einführung der Chinarosen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Sämlingszucht nach den heutigen Erkenntnissen durchgeführt. ( manipuliertes Bestäuben der Narbe) was der Rose dann Anfang des 19. Jahrhunderts zum Durchbruch verhalf. Vordem setzten die Züchter auf die Chance, dass zwei verschiedene Rosensorten in einen Topf gepflanzt sich gegenseitig bestäuben. In Kultur als Heilpflanze und geschätzt wegen des Duftes ist die Rose aber schon viel länger. Die nachweislich älteste Art der kultivierten Rosen sind die Chinarosen. Die Kultur der Sorte „Old Blush China“ lässt sich bis zu 1000 Jahre zurückverfolgen. In der Hochkultur der Römer wurde der Anbau der Rose schon feldmäßig betrieben. Kleopatra (69-30v.Chr.) bedeckte den Fußboden ihres Festsaales eine Elle hoch mit Rosenblüten damit Ihre Gäste wie auf Rosen gebettet schreiten konnten. Horaz (römischer Dichter 65v.Chr-8 v. Chr) bemängelte, dass durch zunehmenden feldmäßigen Rosenanbau der Anbau von Getreide zurückgedrängt würde. Wenn man diese Fakten sich mal auf der Zunge zergehen lässt, kommt man zum Ergebnis, dass der Mensch sich zwar so ca. 1800 Jahre, mal mehr oder weniger, für die Rose interessiert hat, vor allem zu jenen Zeiten, da Hochkulturen die Welt regierten wie die Römer oder auch zur Napoleonszeit die Franzosen, aber sie erst seit frischen  200 Jahren auf diesen Status gehoben hat auf dem sie heute noch steht.
Eine sehr wichtige Unterteilung der Rosen ist die Aufteilung in moderne und historische Rosen. Um Klarheit zu schaffen, entschloss man sich, dass die von Guillot gezüchtete „La France“ 1867 als erste Teehybride die modernen Rosen einleiten sollte. Also alle nach 1867 gekreuzten Sorten gelten als moderne Rosen, alle davor werden als historische Rosen bezeichnet. Weiterhin kann man die Rosen in Wuchsgruppen aufteilen, z. B. Bodendecker, Beetrosen sowie  Kleinstrauch,Strauchrosen und Kletterrosen, oder nach Ihrer Abstammung, und das ist der schwierigere Teil, denn gerade bei historischen Rosen ist die Herkunft gelegentlich umstritten. Die meisten Züchtungen sind über die Bestäubung entstanden. Auf den Weg zum Ziel die perfekte Rose zu kreuzen hat der Mensch immer wieder versucht die guten Eigenschaften der Elternsorten miteinander zu verschmelzen.
Es muss gerade zu eine Revolution gewesen sein, als zu Beginn des 19 Jahrhunderts Rosen aus Fernost mit den bis dahin in Europa verbreiteten Gartenrosen gekreuzt wurden.
Lassen wir als erstes die vier Gruppen der in Europa kultivierten Rosen, Gallica, Alba, Damaszener und Centifolia außer Acht und beginnen wir mit den in der Einleitung schon erwähnten Chinarosen. Sie brachten die öfterblühenden Gene in unsere europäischen Rosen. Also ist es ihnen zu verdanken, dass unsere modernen Rosen heute öfterblühend sind.  Chinarosen haben glatte, dunkle und spitze Blätter, wenige Stacheln und eher kleine Blüten mit dicht besetzten Blütenblättern. Chinarosen sind von zierlicher, graziler Gestalt. Ihr Laub ist oft schmal, glatt, scharfgeschnitten und dunkel mattglänzend. 1752 kamen die ersten Chinarosen nach Schweden. Die kleinblütigen Blütenbüschel haben einen eigentümlich frischen Duft.
Sehr viel Ähnlichkeit mit den nahe verwandten Chinarosen haben die Teerosen. Sie sind  die Vorgänger  der heute viel bekannteren Teehybriden. Fälschlicherweise werden die Teehybriden häufig als Teerose bezeichnet. Experten vermuten, dass Sie entweder so benannt wurden, weil ihr Duft dem von frischem Tee entsprach oder weil sie mit den Teelieferungen aus China kamen. Sie sind bei uns jedoch nicht ganz winterhart. Wer die Möglichkeit hat, sie zu überwintern oder sie geschützt zu pflanzen, dem werden sie schon im zeitigen Frühjahr Blüten bescheren.
Portlandrosen sind eine kleine Gruppe, die Vorläufer der Remontantrosen. Sie haben einen relativ niedrigen, aufrechten Wuchs und markant ist dass die Blüten in Büscheln dicht über den letzten Laubblatt stehen. Sie sind sehr winterhart. Sie stehen den Damaszenerrosen nahe, besitzen aber auch Gallica und Chinarosenerbgut. Poirtlandrosen duften vorzüglich.
Der Durchbruch gelang den europäischen Rosenzüchtern Mitte des 19.Jahrhunderts mit der ersten Serie öfterblühender Rosen, den Remontantrosen. Sie entstanden aus einer Kreuzung zwischen Portland- und Chinarosen. Remontanthybriden bilden oft hohe aufrecht strauchige Büsche. Die häufig spitzen Knospen und die großen anmutigen dichtgefüllten Blüten  besitzen meistens auffallende Farben und den herrlichen Duft alter Rosen. Welche Beliebtheit zu jener Zeit diese Gruppe hatte macht die erstellte Liste des VDR 1900 klar. Von den 300 besten Rosen aller Klassen waren 72 Remontantrosen.
Die beliebteren und moderneren Teehybriden liefen den Remontanthybriden schnell ihren Rang ab. Obwohl die Teehybriden in den letzten Jahren ihren Ruf wohl ein wenig eingebüßt haben, sind sie doch die beliebteste aller Rosengruppen. Sie passen von der Größe in fast jeden Garten, kombinieren gesundes Wachstum mit duftenden Blüten in fast allen Farben . Die unterschiedlichen Blüten vereinen die schlanken Knospen und feinen eleganten Blüten der Teerosen mit der Ausdauer und Winterhärte der Remontantrosen. Durch die Eigenschaften der Eltern sind die Sorten alle öfterblühend. Die Anzahl der heute erhältlichen Teehybriden ist kaum noch zu übersehen.

Der Weg zu den modernen Strauchrosen (öfterblühenden Strauchrosen) läuft häufig wieder über die Wildrosen. Die Strauchrosen bilden keine wirklich eigene Rosenklasse. Sie sind vielmehr das Ergebnis aus Kreuzungen zwischen Tee-und Wildhybriden. Man erkennt sie an dem breitbuschigen Wuchs. Genau genommen müssten Sie Ihrer Abstammung nach als rubignosa,moschata oder rugosa etc. – Hybriden bezeichnet werden. Aber das würde hier den Rahmen sprengen. Einfacher ist es in diesem Fall,  wieder auf die Wuchsgruppe zurückzugreifen.

Ein Trend zurück war überfällig. Auf dem langen Zuchtweg, die Rosen immer moderner
aussehen zu lassen, wurde der Charme und Duft alter Rosen fast ganz außer Acht gelassen.
Ende des 20. Jahrhunderts lösten die englischen Rosen einen neuen Trend aus. Der Engländer Austin kreuzte moderne Rosen mit historischen Sorten ( zB. Gallica Damascena,Portland und Bourbon). Das Ergebnis waren öfterblühende Rosen mit dem Charme und Duft der alten Rosen sowie zum Teil modernen Farben. Mittlerweile haben aber auch andere Züchter diesen Trend aufgegriffen
Leider konnte ich in diesen Bericht nicht noch mehr auf die von mir so geschätzten Gallicas, Damaszener, Centifolia oder Albarosen eingehen. Er zeigt aber  sehr gut, dass die nach der Abstammung eingeteilten Arten wie ein dichtes Spinnennetz eng zusammenhängen. Man kommt bei dem Versuch eine Rosenart zu beschreiben immer wieder automatisch auf die nächsten Verwandten. Der Mensch kreuzt die Rosen nun seit ca.200 Jahren. Jährlich überfluten immer wieder neue Sorten diesen Markt. Auf der ewigen Suche nach der perfekten Rose denkt man bei der ganzen Vielfalt wäre alles erreicht und doch wird man von Neuzüchtungen immer wieder fasziniert.

Copyright    Jan D. Janßen 2012.